Unnaschied vunde Gschischde vun "Babble:Helmut Metzger"
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Zail 24:
Es war oft ein Unterfangen, zu dem man sich erst überwinden musste, denn die Bauern waren oft arrogant gegen das "Bettelvolk" und jagten uns mehr als einmal von ihrem Hof. Meistens war ihnen schon soviel Kompensationsware zugetragen worden, dass sie die reinste Warenlager besaßen. Damals ging auch das Wort um, man wundere sich, dass die Bauern ihre Kuh- und Pferdeställe noch nicht mit den eingeheimsten Teppichen ausgelegt hätten ! Wenn Kartoffeläcker abgeerntet waren, kamen Hunderte von hungrigen "Normalverbrauchern" auf diese Äcker gezogen, um sie mit ihren Hacken nochmals umzuwühlen, in der Hoffnung, hie und da doch noch eine vergessene Kartoffel zu finden. Ja, es waren schlimme Zeiten. Übrigens: Da ich kein Fahrrad besaß, um meine "Hamsterfahrten" auf's Land zu unternehmen, tauschte ich mein Klavier gegen ein solches ein. Essen war wichtiger geworden, als Musizieren ! Auch die Zuteilung an Brennmaterialien (sprich Holz) war so dürftig, dass man mit seiner Familie mit dem Handwägelchen abends in den Wald fuhr, um Jedes dürre Bäumchen zu fällen. Natürlich war auch mancher Baum dabei, der nicht zu den dürren gehörte. Aber lieber ein Protokoll durch den Förster, als mit seinen Kindern im Winter kalt sitzen zu müssen. Deshalb fuhr man, wie erwähnt, auch erst abends in den Wald, wenn die Förster ihren Feierabend hatten. Damals war die sogenannte "doppelte Sommerzeit" eingeführt worden, was eine Zeitverschiebung von zwei Stunden brachte und uns helle Abende und Nächte bescherte.
Natürlich gab es auch Leute, die es nicht nötig hatten, bei den Bauern "betteln" zu gehen oder heimlich nachts im Wald Brennholz zu schlagen. Das waren diejenigen, die von Beruf wegen mit Wein und sonstigen Mangelwaren zu tun hatten, weil sie mit den ihnen anvertrauten Gütern entsprechend schmieren konnten. Bei denen kamen nachts die Geisterfahrer an, um Kohlen und Briketts, Säcke voll Mehl und andere Kostbarkeiten, von denen Normalverbraucher nur träumen konnten, abzuladen.
Ja, es waren schlimme Zeiten, die ich nach meiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft Ende 1945 und danach vorfand. Von der sogenannten "Entnazifizierung" (wofür man ziehharmonika-ähnliche Fragebogen ausfüllen musste) und von der allwöchentlichen Meldung bei der Surete (weil ich Offizier gewesen bin) gar nicht zu reden. Aber so wie mir, erging es allen anderen Landsleuten auch.
Meine Familie ließ sich aber nicht unterkriegen. Wir hatten den Krieg überlebt, nun galt es, auch die Hungerjahre zu überstehen! Wie in der Kriegsgefangenschaft, schrieb ich auch jetzt trotzige Gedichte nach dem Motto ''Jetzt erst recht!.'' Und als die erste Tageszeitung nach dem Kriege erschien, es war die RHEINPFALZ, bot ich ihr diese Gedichte zum Abdruck an. Sie wurden auch genommen und von den Lesern als das verstanden, was gemeint war: Tragt das Geschick mit Galgenhumor, es wird auch wieder anders 1 Ich fand nicht nur ein positive Echo, nein ein Laser schrieb sogar in einem "Eingesandt", ich sei ein Heimatdichter
Zu jener Zeit - man schrieb das Jahr 1946 - bestand in Neustadt an der Rarität eine gesellige Gruppe von literatur-, musik- und weinbeflissenen Männern. Sie nannten sich "Die Landsknechte der Weinstraße". Ihr "Kondottiere" war der Verleger Daniel Meininger. Zu den Chargen und führenden Köpfen gehörten u.a. die Dichter und Schriftsteller Leopold Reitz und Heinz Lorenz-Lambrecht. Auch Weingutsbesitzer aus der Vorderpfalz waren dabei, wie beispielsweise Fritz Bergdolt aus Duttweiler. Sie hatten von mir und meinen Publikationen gehört und luden mich, neugierig geworden, zu ihrem Zusammenkünften ein. Ihr Stammlokal war der "Goldene Engel" in Hambach mit der Wirtin und damals einzigen "Marketenderin" Amanda Funk. Bald war ich für würdig befunden worden, dem illustren Kreis anzugehören und wurde vollwertiges Mitglied. Wie fast jeder andere "Landeknecht" gab ich bei jedem Treffen eine Probe meines Könnens und wurde zum Protokoller ernannt. Von da an hielt ich jede Sitzung in heiterer Versform fest. Der Wein war nach wie vor blockiert, aber unsere Mitglieder
So kam es, dass ich bis zum heutigen -zig Tausende und Abertausende von Mitmenschen in Sälen, Festhallen, in freier Natur, aber auch in Bibliotheksräumen und Buchhandlungen froh machen durfte. Die Veranstaltungen, zu denen man mich rief, reichten von Pfälzer Abenden und -Nachmittagen, von Vereinsfeiern, Jubiläumsveranstaltungen, Betriebsfesten, Altennachmittagen, Weihnachtsfeiern, Karnevalsitzungen und Autorenlesungen bis zu Unterhaltungen auf Kreuzfahrtschiffen auf hoher See.
Ich bin dem Schicksal dankbar, dass es mir neben der Gabe des Fabulierens auch die des Vortragens und Rezitierens geschenkt hat. Oft hatte ich bei meinen Veranstaltungen Partner wie die Mundartdichter Karl Räder, Ludwig Hartmann, den Bellemer Heiner, Gerd Runck und Paul Tremmel sowie die Heimatsänger und -sängerinnen Kurt Dehn, Kurt Kotterer und Anni Becker, Ich bin auch stolz darauf, dass ich die Altmeister Karl Räder, Ludwig Hartmann und Bellemer Heiner, die fast ein Menschenalter vor mir geboren wurden, zu meinen Duz-Freunden zählen durfte.
Im Mittelpunkt meiner Gedichte und Vorträge steht immer wieder der Mensch - der Mensch in seiner Beziehung zum Mitmenschen, zum Wein, kurz der Mensch in allen Bereichen des Lebens, natürlich auch in seinen vielen Konfliktsituationen. Der Mensch in seinen (gelegentlichen) Stärken und vielen Schwächen ist für mich ein unerschöpfliches Thema. Schließlich siegt in den meisten Fällen der Optimismus und der Glaube an das Gute. Den besserwissenden Zeigefinger erhebe ich nicht gerne, bin ich doch selber ein Mensch mit all den aufgezeigten Schwächen!
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